Im Projekt »Uns Miteinander Stärken« gestalten wir zusammen mit der Stadt Jena (Dezernat für Familie, Bildung und Soziales) familienunterstützende Angebote für Zugewanderte aus dem arabischsprachigen Raum. Im Rahmen dieses Projektes führte der wissenschaftliche Begleitforscher Fahed Al-Janabi in den vergangenen Monaten eine quantitative Befragung mit Frauen (Müttern) aus dem arabischsprachigen Raum in Jena durch. Mittels eines arabisch-deutschen Fragebogens erfasste Al-Janabi u.a. Bedarfe und Herausforderungen in Bezug auf erzieherische Vorstellungen und Praxen sowie zur Partizipation in Kindertagesstätten und Schulen, aber auch allgemeine Daten zum Wohlbefinden und der Lebenssituation. Die Ergebnisse der Forschung fließen in die konzeptionelle Weiterentwicklung des gleichnamigen Workshops ein. Insgesamt wurden 49 Frauen aus Jena befragt.
Aus den Ergebnissen geht hervor, dass das allgemeine Wohlbefinden der Frauen zum einen unter der Ungewissheit über ihre Zukunftsperspektive leidet, zum anderen unter der fehlenden Unterstützung nahestehender Personen, die oft nicht mit am gleichen Ort leben. Dennoch empfinden die Befragten, dass sie die Herausforderungen ihres Alltags gut bewältigen können und fühlen sich durch die Erziehung ihrer Kinder nicht überlastet.
In Bezug auf die Erziehung ihrer Kinder ist es den befragten Frauen am wichtigsten, Zuneigung gegenüber ihren Kindern zu zeigen. Auch das Fördern der Eigenständigkeit ihrer Kinder ist für sie bedeutsam, ebenso wie das Bieten von Orientierung durch die Vermittlung von Werten, Regeln und Grenzen. In ihrem Alltag erleben sich die Frauen als kompetent, wobei sie die geringste Kompetenz in konkretem, situationsbezogenem Handeln sehen.
Die meisten Herausforderungen erleben die Frauen in Bezug auf die Themen Mobbing, Mediennutzung und der Sexualerziehung ihrer Kinder. Zum Thema Mobbing geben die Frauen an, dass sie Probleme dabei erleben, wenn ihre Kinder in der Schule gemobbt werden, wobei ein nicht unbeachtlicher Anteil der Frauen angibt, dass ihre Kinder selbst andere Kinder mobben und sie dies vor Herausforderungen stellt. Beim Thema Mediennutzung erleben die Befragten den übermäßigen Konsum ihrer Kinder als herausfordernd. Fernsehen, Spielekonsolen und Smartphones stehen dabei im Mittelpunkt. Bei der Sexualerziehung möchten viele Frauen ihren Kindern eine enthaltsame Sexualmoral vermitteln. So möchten sie beispielsweise nicht, dass ihre Kinder voreheliche sexuelle Erfahrungen machen und dass sie in der Schule sexuell aufgeklärt werden.
In Bezug auf den Kontakt zu und die Partizipation an Schulen und Kindertagesstätten gaben die Mütter am häufigsten Sprachbarrieren als Hinderungsgrund an. Oft fehlt den Frauen nach eigener Angabe auch die Zeit, an den entsprechenden Beratungs- und Informationsangeboten teilzunehmen, wobei hier auf die Teilnahme des Ehemannes/Partners verwiesen wird. Als weiterer Grund der Zurückhaltung wird die Unsicherheit in Bezug auf das ›richtige‹ Verhalten während den Elternabenden, Elternge-
sprächen oder Schulveranstaltungen benannt. Hervorzuheben ist, dass keine der Befragten auf eine Partizipation verzichtet, weil diese ihnen unwichtig erscheint.
Die Frage nach der Teilnahme an einem Workshop für Erziehungsfragen wurde von der Mehrheit der Frauen positiv beantwortet. Sie erhoffen sich von einem solchen Format neuen Informationen zum Thema Erziehung, aber auch einen Austausch über Erziehungsfragen mit anderen, auch deutsch-stämmigen Frauen. Ein Unterstützungsbedarf in Erziehungsfragen durch einen solchen Workshop wurde nachrangig benannt. Gründe gegen eine Teilnahme waren Befürchtungen, dass kulturell und religiös
begründetet Erziehungsanliegen in einem solchen Format nicht ausreichend nachvollzogen werden können, oder die Frauen aufgrund ihrer Herkunft negativ bewertet werden könnten.
Zu den detaillierten Ergebnisse »Evaluationsbericht zum Projekt Uns Miteinander Stärken 2021/22"«pdf, 3 mb