Die Entstehungsgeschichte des Islam
„Lies! Im Namen deines Herrn, Der erschuf (...) Lies! Denn dein Herr ist gütig, Der durch die (Schreib-)Feder gelehrt hat –
Den Menschen gelehrt hat, was er nicht wußte.“ (96:1,3,4,5)
- ca. 570 n.Chr.: Muhammad wird in Mekka geboren
- 610 n.Chr.: auf der Suche nach den ‚letzten Fragen‘, nach Antworten begegnet er dem Erzengel Gabriel, der ihn zum
- Propheten und Sprachrohr Gottes erklärt --> Beginn der göttlichen Offenbarung mit dem Auftrag, das (direkte!) Wort Gottes niederzuschreiben und unter den Menschen zu verbreiten
- 622 n.Chr.: Muhammad muss nach Medina auswandern, Beginn der islamischen Zeitrechnung
- 630 n.Chr.: Muhammed kehrt nach Mekka zurück und reinigt die Kaaba von den sog. Götzenbilder --> Mekka und Kaaba werden zu zentralen Pilgerstätten
- ca. 632 n.Chr.: Tod des Propheten und Streit um seine Nachfolge: Herausbilden der Glaubensrichtungen der Sunniten (heute ca. 85%) und Sunniten (heute ca. 15%)
- Heute stellt der Islam nach dem Christentum die zweitgrößte Religion dar (1,6 Milliarden Anhänger*innen weltweit), in DE 2015 4,4 - 4,7 Millionen
Wesentliche Glaubensgrundsätze, Feste, Orte und Praktiken
Die Fünf Säulen des Islam
1) Das Glaubensbekenntnis (‚shahada‘)
- „Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Gott selbst gibt, und ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Gottes ist.“
- ‚allah‘ oder ‚al-ilah‘ bedeutet ,Der Gott‘
- Die 99 Namen Gottes: Beinamen, die Gott umschreiben, bspw.: ‚Der Milde‘, ‚Der König‘ oder auch der ‚Rächende‘
- Geburt als Muslim/Muslima: Vortragen des Glaubensbekenntnisses am Wochenbett
2) Fünf Gebete am Tag Richtung Mekka (‚salat‘)
- Beginn des Tages nach islamischer Tradition nach Sonnenuntergang: Abendgebet, Nachtgebet, Morgengebet, Mittagsgebet, Nachmittagsgebet (richtet sich nach Stand der Sonne)
- rituelle Waschung vor dem Gebet --> Gespräch mit Gott
3) Sozialabgaben (‚zakat‘)
- Geld soll nicht gehortet werden, sondern der Gemeinschaft Nutzen bringen
- Pflichtabgabe einmal jährlich, 2,5% des Vermögens
4) Fasten im Monat Ramadan (‚saum‘)
- Das islamische Jahr besteht aus zwölf Monaten à 29-30 Tage (richtet sich nach Neumond), das Jahr hat 354 Tage
- Verschiebung des 9. Monats (Ramadan) jedes Jahr
- Fasten als Mäßigung von Geist und Körper
- Von Sonnenaufgang bis -untergang kein Essen, Trinken, Rauchen, Geschlechtsverkehr
- Ausgenommen vom Fasten sind: Kranke, schwangere, alte, reisende Menschen und Kinder (soll aber wenn möglich nachgeholt werden)
- Am 27. Tag des Ramadans: Fest des Fastenbrechens, ‚Zuckerfest‘ (Id-ul-fitr) (dauert bis zu drei Tage)
5) Pilgerfahrt nach Mekka (‚haddsch‘)
- wenn möglich mindestens einmal im Leben, zwischen 8. Und 12. Monat
- Umrundung der Kaaba 7-mal gegen den Uhrzeigersinn
- Endet mit dem ‚Opferfest‘ (Id-al-Adha)
Kaaba in Mekka
- quaderförmiges Gebäude im Innenhof der Großen Moschee in Mekka
- von Adam zur Verehrung Gottes erbaut, dann von Abraham und Ismael wiedererrichtet
- zentrales Heiligtum des Islam (gibt Richtung des Gebets vor)
Al-Aqsa-Moschee und Felsendom
- auf dem Tempelberg in Jerusalem
- Felsen im Felsendom: Ort der Himmelfahrt des Propheten Mohammed
- aber Tempelberg auch ehemaliger Standort des Jüdischen Tempels
→ umstrittener Ort zwischen Jüd*innen und Muslim*innen
Opferfest – Id Al-Adha
- viertägiges Fest im letzten islamischen Monat (Dhu I-Hiddscha)
- Höhepunkt der Haddsch
- Tieropfer als Erinnerung an die Opferung eines Widders durch Ibrahim (Abraham) statt Ismaels
- Opferfest 2019: 11. August bis 15. August
Halal – Haram
- Nahrungs- und Genussmittel werden in »rein« (halal) und »unrein« (haram) getrennt
- besonders Schlachtung von Tieren nach rituellen Vorgaben
- »unrein« Alkohol, Schweinefleisch
Verhüllung der Frau
- im Islam ist das Kopftuch für Muslima während des Gebets und des Moscheebesuchs Pflicht
- unterschiedliche Verschleierungspraktiken sind regional spezifisch
Beschneidung der Jungen
- Symbol für den Bund mit Allah (analog zum Judentum)
- sowohl als Baby, Kinder oder Jugendliche
- Beschneidungsfest besonders in Türkei
Islamischer Kalender
- Mondkalender mit 12 Monaten (1 Muharram, 2 Safar, 3 Rabīʿ al-auwal, 4 Rabīʿ ath-thānī, 5 Dschumādā l-ūlā, 6 Dschumādā th-thāniya, 7 Radschab, 8 Schaʿbān, 9 Ramadān, 10 Schauwāl, 11 Dhū l-Qaʿda, 12 Dhū l-Hiddscha)
- Islamische Zeitrechnung beginnt im Jahr 622 (Auswanderung von Mohammed von Mekka nach Medina) → 31. August 2019 (Neujahrstag 1441)
Weitere wichtige Begriffe zum Islam
Auswahl aus: Islam verstehen. SympathieMagazin 26 (1992/1993/1997), Einheftung (o.P.).
- Dschihad: „Sich-Abmühen“: Anstregung zur Verteidigung der religiösen Lebensordnung, zunächst im militärischen Sinn [...], dann auch als Kampf gegen die niederen Triebe in der eigenen Seele. „Heiliger Krieg“ ist daher eine verzerrende Übersetzung
- Hadith: „Bericht“ über Worte und Taten des Propheten
- Halal: gottesgesetzlich erlaubt
- Haram: gottesgesetzlich verboten
- Imam: Leiter des rituellen Gebets; Oberhaupt der Gemeinschaft der Gläubigen (nach schiitischer Vorstellung göttlich inspiriert)
- Islam: „Hingabe (an Gott)“, „Ergebung (in Seinem Willen)“. Das Bekenntnis zum Islam wird durch die Erfüllung der fünf rituellen Grundpflichten gestützt; es erfordert den rechten Glauben (Iman) und das rechte Handeln (Ihsan)
- Kaaba: zentrales Gebäude in der Großen Moschee in Mekka, nach muslimischen Glauben von Abraham als Haus Gottes gestiftet
- Koran (arab. qur’an, „Lesung“): nach muslimischen Glauben das im Wortlaut an Muhammad geoffenbarte Gotteswort. Der Koran hat damit im Islam einen ähnlichen Stellenwert wie Jesus im Christentum; und so wie es in der Bibel heißt: „Das Wort ward Fleisch“, könnte man für den Koran sagen: „Das Wort ward Buch“.
- Medina: erste Stadt, die sich zum Islam bekannte, Ort der ersten verfaßten Gemeinde, Grabstätte Muhammads
- Mekka: Geburtsort Muhammads, heilige Stadt und Hauptziel der Pilgerfahrt
- Moschee: arab. masdschid, „Ort, wo man sich (vor Gott im Gebet) niederbeugt“
- Muslim: „einer, der sich (Gott) hingibt“. Die parallel zu „Christen“ gebildete Bezeichnungner“ wird von Muslimen als abwertend empfunden, da Gott – und nicht Muhammad – Mittelpunkt ihrer Verehrung ist
- Schari’a: wörtl. „(rechter) Weg (zur Tränke)“: islamisches Rechtsgesetz, regelt das menschliche Handeln im Einklang mit der göttlichen Ordnung der Welt
- Schia: arab. schi’at Ali „Anhänger Alis“, Bezeichnung für 13-15 Prozent der Muslime (über 70 verschiedene Gruppen), die glauben, daß der Nachfolger des Propheten aus dessen Familie stammen müsse und daher Ali als ersten rechtmäßigen Kalifen ansehen
- Sufismus: islamische Mystik; davon „Sufi“, isl. Mystiker
- Sunna: „Brauch“: als mustergültig geltende Lebenspraxis des Propheten; gelebte Ausdeutung der koranischen Offenbarung
- Sunniten: die Mehrheit der Muslime, für die die Lebenspraxis Muhammads der wichtigste Maßstab für das Verständnis der Offenbarung ist (im Gegensatz zur Schia, die auch die Lebenspraxis der Imame berücksichtigt)
- Sure: Kapitel des Koran. Die 114 Suren sind zusammen etwa so lang wie das Neue Testament
- Umma: die islamische Gemeinde, die Gesamtheit aller Muslime
Literatur
- Henning, Max. (2001). Der Koran – arabisch-deutsch. Kreuzlingen/München: Hugendubel.Kaddor, Lamya & Müller, Rebeya (2012). Der Islam für Kinder und Erwachsene. München: C.H. Beck.
- Kaddor, Lamya & Müller, Rebeya (2008). Der Koran für Kinder und Erwachsene München: C.H. Beck.
Mediendienst Integration, ein Projekt des Mediendienst Integration e.V. (Hrsg.) (2016). Journalisten-Handbuch zum Thema Islam: Berlin. - Stichs, Anja (2015). Wie viele Muslime lebe in Deutschland? – Eine Hochrechnung über die Anzahl der Muslime in Deutschland zum Stand 31. Dezember 2015. Verfügbar unter: https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/WorkingPapers/wp71-zahl-muslime-Externer Link
deutschland.pdf?__blob=publicationFileExterner Link [06.11.2017]