Eid al-Fitr Gebet in Istanbul

Grundlagen der islamischen Religion und Kultur

Grundwissen über Religionen
Eid al-Fitr Gebet in Istanbul
Foto: Ahmet Selcuk

Die Entstehungsgeschichte des Islam

„Lies! Im Namen deines Herrn, Der erschuf (...) Lies! Denn dein Herr ist gütig, Der durch die (Schreib-)Feder gelehrt hat –
Den Menschen gelehrt hat, was er nicht wußte.“ (96:1,3,4,5)

  • ca. 570 n.Chr.: Muhammad wird in Mekka geboren
  • 610 n.Chr.: auf der Suche nach den ‚letzten Fragen‘, nach Antworten begegnet er dem Erzengel Gabriel, der ihn zum
  • Propheten und Sprachrohr Gottes erklärt --> Beginn der göttlichen Offenbarung mit dem Auftrag, das (direkte!) Wort Gottes niederzuschreiben und unter den Menschen zu verbreiten
  • 622 n.Chr.: Muhammad muss nach Medina auswandern, Beginn der islamischen Zeitrechnung
  • 630 n.Chr.: Muhammed kehrt nach Mekka zurück und reinigt die Kaaba von den sog. Götzenbilder --> Mekka und Kaaba werden zu zentralen Pilgerstätten
  • ca. 632 n.Chr.: Tod des Propheten und Streit um seine Nachfolge: Herausbilden der Glaubensrichtungen der Sunniten (heute ca. 85%) und Sunniten (heute ca. 15%)
  • Heute stellt der Islam nach dem Christentum die zweitgrößte Religion dar (1,6 Milliarden Anhänger*innen weltweit), in DE 2015 4,4 - 4,7 Millionen

Wesentliche Glaubensgrundsätze, Feste, Orte und Praktiken

Die Fünf Säulen des Islam

1) Das Glaubensbekenntnis (‚shahada‘)

  • „Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Gott selbst gibt, und ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Gottes ist.“
  • ‚allah‘ oder ‚al-ilah‘ bedeutet ,Der Gott‘
  • Die 99 Namen Gottes: Beinamen, die Gott umschreiben, bspw.: ‚Der Milde‘, ‚Der König‘ oder auch der ‚Rächende‘
  • Geburt als Muslim/Muslima: Vortragen des Glaubensbekenntnisses am Wochenbett

2) Fünf Gebete am Tag Richtung Mekka (‚salat‘)

  • Beginn des Tages nach islamischer Tradition nach Sonnenuntergang: Abendgebet, Nachtgebet, Morgengebet, Mittagsgebet, Nachmittagsgebet (richtet sich nach Stand der Sonne)
  • rituelle Waschung vor dem Gebet --> Gespräch mit Gott

3) Sozialabgaben (‚zakat‘)

  •  Geld soll nicht gehortet werden, sondern der Gemeinschaft Nutzen bringen
  •  Pflichtabgabe einmal jährlich, 2,5% des Vermögens

4) Fasten im Monat Ramadan (‚saum‘)

  • Das islamische Jahr besteht aus zwölf Monaten à 29-30 Tage (richtet sich nach Neumond), das Jahr hat 354 Tage
  • Verschiebung des 9. Monats (Ramadan) jedes Jahr
  • Fasten als Mäßigung von Geist und Körper
  • Von Sonnenaufgang bis -untergang kein Essen, Trinken, Rauchen, Geschlechtsverkehr
  • Ausgenommen vom Fasten sind: Kranke, schwangere, alte, reisende Menschen und Kinder (soll aber wenn möglich nachgeholt werden)
  • Am 27. Tag des Ramadans: Fest des Fastenbrechens, ‚Zuckerfest‘ (Id-ul-fitr) (dauert bis zu drei Tage)

5) Pilgerfahrt nach Mekka (‚haddsch‘)

  • wenn möglich mindestens einmal im Leben, zwischen 8. Und 12. Monat
  • Umrundung der Kaaba 7-mal gegen den Uhrzeigersinn
  • Endet mit dem ‚Opferfest‘ (Id-al-Adha)

Kaaba in Mekka

  • quaderförmiges Gebäude im Innenhof der Großen Moschee in Mekka
  • von Adam zur Verehrung Gottes erbaut, dann von Abraham und Ismael wiedererrichtet
  • zentrales Heiligtum des Islam (gibt Richtung des Gebets vor)

Al-Aqsa-Moschee und Felsendom

  • auf dem Tempelberg in Jerusalem
  • Felsen im Felsendom: Ort der Himmelfahrt des Propheten Mohammed
  • aber Tempelberg auch ehemaliger Standort des Jüdischen Tempels
    → umstrittener Ort zwischen Jüd*innen und Muslim*innen

Opferfest – Id Al-Adha

  • viertägiges Fest im letzten islamischen Monat (Dhu I-Hiddscha)
  • Höhepunkt der Haddsch
  • Tieropfer als Erinnerung an die Opferung eines Widders durch Ibrahim (Abraham) statt Ismaels
  • Opferfest 2019: 11. August bis 15. August

Halal – Haram

  • Nahrungs- und Genussmittel werden in »rein« (halal) und »unrein« (haram) getrennt
  • besonders Schlachtung von Tieren nach rituellen Vorgaben
  • »unrein« Alkohol, Schweinefleisch

Verhüllung der Frau

  • im Islam ist das Kopftuch für Muslima während des Gebets und des Moscheebesuchs Pflicht
  • unterschiedliche Verschleierungspraktiken sind regional spezifisch

Beschneidung der Jungen

  • Symbol für den Bund mit Allah (analog zum Judentum)
  • sowohl als Baby, Kinder oder Jugendliche
  • Beschneidungsfest besonders in Türkei

Islamischer Kalender

  • Mondkalender mit 12 Monaten (1 Muharram, 2 Safar, 3 Rabīʿ al-auwal, 4 Rabīʿ ath-thānī, 5 Dschumādā l-ūlā, 6 Dschumādā th-thāniya, 7 Radschab, 8 Schaʿbān, 9 Ramadān, 10 Schauwāl, 11 Dhū l-Qaʿda, 12 Dhū l-Hiddscha)
  • Islamische Zeitrechnung beginnt im Jahr 622 (Auswanderung von Mohammed von Mekka nach Medina) → 31. August 2019 (Neujahrstag 1441)

Weitere wichtige Begriffe zum Islam

Auswahl aus: Islam verstehen. SympathieMagazin 26 (1992/1993/1997), Einheftung (o.P.).

  • Dschihad: „Sich-Abmühen“: Anstregung zur Verteidigung der religiösen Lebensordnung, zunächst im militärischen Sinn [...], dann auch als Kampf gegen die niederen Triebe in der eigenen Seele. „Heiliger Krieg“ ist daher eine verzerrende Übersetzung

  • Hadith: „Bericht“ über Worte und Taten des Propheten

  • Halal: gottesgesetzlich erlaubt

  • Haram: gottesgesetzlich verboten

  • Imam: Leiter des rituellen Gebets; Oberhaupt der Gemeinschaft der Gläubigen (nach schiitischer Vorstellung göttlich inspiriert)

  • Islam: „Hingabe (an Gott)“, „Ergebung (in Seinem Willen)“. Das Bekenntnis zum Islam wird durch die Erfüllung der fünf rituellen Grundpflichten gestützt; es erfordert den rechten Glauben (Iman) und das rechte Handeln (Ihsan)

  • Kaaba: zentrales Gebäude in der Großen Moschee in Mekka, nach muslimischen Glauben von Abraham als Haus Gottes gestiftet

  • Koran (arab. qur’an, „Lesung“): nach muslimischen Glauben das im Wortlaut an Muhammad geoffenbarte Gotteswort. Der Koran hat damit im Islam einen ähnlichen Stellenwert wie Jesus im Christentum; und so wie es in der Bibel heißt: „Das Wort ward Fleisch“, könnte man für den Koran sagen: „Das Wort ward Buch“.

  • Medina: erste Stadt, die sich zum Islam bekannte, Ort der ersten verfaßten Gemeinde, Grabstätte Muhammads

  • Mekka: Geburtsort Muhammads, heilige Stadt und Hauptziel der Pilgerfahrt

  • Moschee: arab. masdschid, „Ort, wo man sich (vor Gott im Gebet) niederbeugt“

  • Muslim: „einer, der sich (Gott) hingibt“. Die parallel zu „Christen“ gebildete Bezeichnungner“ wird von Muslimen als abwertend empfunden, da Gott – und nicht Muhammad – Mittelpunkt ihrer Verehrung ist

  • Schari’a: wörtl. „(rechter) Weg (zur Tränke)“: islamisches Rechtsgesetz, regelt das menschliche Handeln im Einklang mit der göttlichen Ordnung der Welt

  • Schia: arab. schi’at Ali „Anhänger Alis“, Bezeichnung für 13-15 Prozent der Muslime (über 70 verschiedene Gruppen), die glauben, daß der Nachfolger des Propheten aus dessen Familie stammen müsse und daher Ali als ersten rechtmäßigen Kalifen ansehen

  • Sufismus: islamische Mystik; davon „Sufi“, isl. Mystiker

  • Sunna: „Brauch“: als mustergültig geltende Lebenspraxis des Propheten; gelebte Ausdeutung der koranischen Offenbarung

  • Sunniten: die Mehrheit der Muslime, für die die Lebenspraxis Muhammads der wichtigste Maßstab für das Verständnis der Offenbarung ist (im Gegensatz zur Schia, die auch die Lebenspraxis der Imame berücksichtigt)

  • Sure: Kapitel des Koran. Die 114 Suren sind zusammen etwa so lang wie das Neue Testament
  • Umma: die islamische Gemeinde, die Gesamtheit aller Muslime

 

Literatur