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Einführung in die Kollegiale Fallberatung

Theoretische Grundlagen der Kollegialen Fallberatung
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Foto: pixabey.com

Theoretische Grundlagen der Kollegialen Fallberatung

  • Problemlösegeschehen, das die Expertise jeder/s einzelnen Beteiligten
    einbezieht
  • Ziel: Verbesserung der beruflichen Praxis aller Beteiligten
  • Teammitglieder sind (aufgrund ihrer Expertise) gleichberechtigt – jede*r berät jede*n
  • keine Supervision oder Coaching
  • bes. geeignet für die Aufarbeitung professioneller Kommunikations-, Interaktions- und Frustrationsprobleme
  • konkrete Klärungshilfe in schwierigen Situationen
  • Steigerung der Reflexions- und Strukturierungsfähigkeit jeder/s Beteiligten
  • Ausbau eigener praktischer Beratungskompetenzen
  • Kollegiale Fallberatung erfolgt on-the-job oder near-the-job
  • optimale Gruppengröße: etwa 4 bis 8 Personen
  • langfristig: Abwechslung bei Falleinbringung (ggf. Falleinbringer*innen zu einem späteren Zeitpunkt »Folge-Anliegen« als neuer Fall)

Anregungen für die pädagogische Praxis

Modellhafter strukturierter Ablauf einer Kollegialen Fallberatung nach Kim-Oliver Tietze, Kollegiale Beratung. Problemlösungen gemeinsam entwickeln, Reinbek bei Hamburg 2003.

Phase

Vorgehensweise

hilfreich

 
1 Rollenverteilung Klärung der Rollen: Wer ist Falleinbringer*in?
Wer übernimmt die Moderation? Wer geht ins
Beratungsteam?
  2 min
2 Falleinbringung Der/die Ratsuchende bringt den Fall ein,
beschreibt die Situation und formuliert Fragen
an das Beratungsteam. Das Beratungsteam hört
zu und macht ggf. Notize
schriftlich, mündlich,
visuell... es wird noch
nicht nachgefrag
10 min
+ Innere Beteiligung

Reihum wird kurz erklärt, welches Gefühl der
eingebrachte Fall bei den Zuhörer*innen auslöst.

ein Gefühl + ein Satz etwa 2-5 min
3 Befragung Das Beratungsteam stellt der/dem
Ratsuchenden reine Informations- und
Verständnisfragen.
Ohne Diskussion!! 5 min
4 Hypothesen Das Beratungsteam bespricht Hypothesen zum
Fall/zum Problem, äußert Vermutungen, Es
werden eigene Erfahrungen, Gefühle, Phantasien geäußert. Der/die Ratsuchende hört zu und
macht sich Notizen: Wer hat welches Problem?
Wer hat welchen Nutzen? Wer hat Schaden
durch die Situation?
Falleinbringer*in hört
zu und äußert sich
noch nicht!
5 min
5 Stellungnahme Der/die Falleinbringer*in äußert sich zu den
Hypothesen. Das Beratungsteam hört zu und
korrigiert bei Hypothesen, die falsch
angekommen sind.
Ohne Diskussion! 3 min
6 Lösungsvorschläge Das Beratungsteam diskutiert mögliche
Lösungsideen bzw. Handlungsstrategien
(ALTERNATIV: Die einzelnen Berater*innen
schreiben ihre Vorschläge auf, anschließend
werden die Vorschläge dargestellt und im
Beratungsteam diskutiert). Der Ratsuchende
hört in dieser Phase intensiv zu und macht sich
Notizen.
Falleinbringer*in
macht sich Notizen.
7 min
7 Welche Ideen aufgreifen? Der/die Falleinbringer*in teilt mit, welche
Hypothesen und Lösungsvorschläge er/sie
aufgreifen wird. Wie wird er in dem Fall voran
gehen? Welches wird der erste Schritt sein?
Ohne Diskussion.
Beratungsteam hört
zu.
2 min
8 Schlussreflexion Alle Beteiligten tauschen sich aus, reflektieren,
was sie selbst für sich mitnehmen; auch Meta-Sicht: Wie ging es mir mit dieser Methode?
Wenn die Gruppe es
wünscht.
 offen

Literatur

  • Hans-Werner Franz (22010), Kollegiale Fallberatung. State of the art und organisationale Praxis,
    Bergisch Gladbach.
  • Sebastian Meißner, Ina Semper, Nils Berkemeyer, Sascha Roth (2019), Praxisbox Kollegiale Fallberatung. Herausforderungen in der Schule gemeinsam bewältigen. Mit Online-Materialien, Weinheim.
  • Marius Metzger (2012), Voneinander Lernen. Kollegiale Fallberatung in Kinderschutzgruppen, In: Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis : KJuG. - Berlin : Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V, Bd. 57/2012, 2, S. 55-58.
  • Tim Rohrmann, Christa Wanzeck-Sielert (2018), Mädchen und Jungen in der KiTa. Körper – Gender – Sexualität, Stuttgart (Kap. 8.5: Kollegiale (Fall-)Beratung, S. 194-195.
  • Jörg Schlee (2012), Kollegiale Beratung und Supervision für pädagogische Berufe: Hilfe zur Selbsthilfe. Ein Arbeitsbuch, Stuttgart.
  • Bernd Schmid, Thorsten Veith, Ingeborg Weidner (2010), Einführung in die kollegiale Beratung, Heidelberg.
  • Kim-Oliver Tietze (2013), Kollegiale Beratung. Problemlösungen gemeinsam entwickeln, Reinbek bei Hamburg.