Gedanken

Vorurteilsbewusste Bildung, Demokratie- und Menschenfeindlichkeit

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Foto: pixabey.com

Definition Vorurteile

Vorurteile sind „eine Antipathie, die sich auf eine fehlerhafte und starre Verallgemeinerung
gründet. Sie kann ausgedrückt oder auch nur gefühlt werden. Sie kann sich gegen eine Gruppe als
Ganze richten oder gegen ein Individuum, weil es Mitglied einer solchen Gruppe ist.“ (Allport 1971)


Drei Dimensionen von Vorurteilen:

  • affektiv (z.B. durch negative Emotionen)
  • kognitiv (z.B. durch stereotype Überzeugungen)
  • konativ (z.B. über diskriminierendes Verhalten)

Entwicklung von Vorurteilen

Dreistufiger Prozess (nach Zick u.a. 2011)

  • 1. Kategorisierung (z.B. Geschlecht, Alter oder ethnische Zugehörigkeit)
  • 2. Stereotypisierung (Gruppenzugehörigkeit wird eine bestimmte Eigenschaft zugeschrieben); Homogenisierung der Outgroup
  • 3. Bewertung (auf Grundlage der zugewiesenen Stereotype werden die Individuen bewertet); 
    Ingroup meist positiv/Fremdgruppe meist negativ

Vorurteilsentwicklung bei Kindern

  • kognitive Einflussfaktoren (Kategorienbildung)
    - positive Emotionen mit vertrauter Gruppe verknüpft
  • sozial-kognitive Einflussfaktoren (Empathie, moralisches Denken, soziale Konventionen)
    - jüngere Kinder (bis ca. 10 Jahren): moralische Überlegungen wichtiger („Fairness“)
    - ältere Kinder (ab ca. 10 Jahren): sozial-konventionelle Überlegungen wichtiger („Funktionieren“)
  • motivationale Einflussfaktoren (Einfluss des Selbstwertes der Ingroup)
    - hoher Selbstwert der Ingroup → stärkere Ablehnung der Outgroup
  • familiäre Einflussfaktoren (Zusammenhang zwischen Einstellungen der Eltern und Vorurteilen der Kinder)

Ziele Vorurteilsbewusster Bildung

  • 1. Alle Kinder in ihren Identitäten stärken: Ich bin richtig so wie ich bin
    → Kind und seine Familienkultur werden respektiert und wertgeschätzt
    → Bsp. Familienwand

  • 2. Allen Kindern Erfahrungen mit Vielfalt ermöglichen: Ich bin nicht allein, es gibt noch viele
    andere
    → Kinder können anhand der Fotos auf der Familienwand über Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Familien sprechen
    → Unterschiede können durch eigene Veränderungen nachvollzogen werden

  • 3. Kritisches Denken über Gerechtigkeit & Fairness anregen: Jeder hat eine eigene Meinung und das ist in Ordnung
    → Persona Dolls fördern Perspektivwechsel und Empathie

  • 4. Das Aktivwerden gegen Unrecht und Diskriminierung unterstützen: Ich sage, wenn ich etwas nicht fair finde
    → mittels Persona Doll mit Kindern über verschiedene Hautfarben ins Gespräch kommen
    → sog. „hautfarbene“ Pflaster können thematisiert werden
    → so lernen Kinder, Dinge zu hinterfragen und offen und kritisch zu denken

Hinweise zum Umgang mit Diskriminierungssituationen

  • Überprüfen Sie, ob ein möglicher Diskriminierungsraum entsteht, diesen gilt es umgehend
    zu beenden.

  • Fragen Sie sich, wie Ihre Intervention situationsgerecht und zielgruppenorientiert bewältigt werden kann (Berücksichtigen Sie folgende Faktoren: Effekte der Vorführung/sekundäre Viktimisierung/Vergrößerung von Angsträumen von Betroffenen, negative Lerneffekte für Anwesende, Legitimierungseffekte antidemokratischer Positionen).

  • Kümmern Sie sich zuerst um mögliche Betroffene, holen Sie diese in einen „Schutzraum“. Bemühen Sie sich ggf. um Unterstützung von Kolleg*innen. Trennen Sie die Fallaufarbeitung mit den Diskriminierten und den Diskriminierenden voneinander. Bei menschenfeindlich motivierten Übergriffen wenden Sie sich bitte an die Beratungsstelle (insbesondere in Fällen von Strafanzeigen). https://ezra.de/Externer Link

  • Überlegen Sie langfristige Maßnahmen, um zielgruppenorientiert thematische Auseinandersetzungen anzustoßen (Kinder/Schüler*innen, Kollegium, Eltern). Suchen Sie sich für die Konzeption und Durchführung externe, außerschulische Partner*innen

  • Für Bildungsprozesse/Unterrichtskonzepte zum Thema hinterfragen Sie kritisch die Methoden und zugeschriebenen Rollen der Beteiligten (Bsp.: Begegnung mit „diskriminierten Gruppen“ eignen sich nicht zur Intervention gegen ablehnende oder menschenfeindliche Einstellungen).

  • Versuchen Sie bei Herausforderungen im Kollegium auf den Arbeitsauftrag, auf professionelles Handeln wie auch für die Gefahr der Auftragsverletzung hinzuweisen, wenn bei Diskriminierung nicht eingeschritten wird (Suchen Sie sich ggf. externe Unterstützung).

  • Regen sie demokratische Leitbildentwicklungen an, in welchen Kinderrechte und
    Antidiskriminierungsgrundsätze mit allen Beteiligten in Schule partizipativ erarbeitet
    werden.