Menschenmenge

Kultur- und religionssensible Bildung

in gesellschaftlicher Perspektive
Menschenmenge
Foto: pixabey.com

1. Arbeitsdefinition „Kultur- und religionssensible Bildung“

Kultur- und religionssensible Bildung ist »eine Pädagogik, die Achtsamkeit, Feinfühligkeit, Behutsamkeit und Respekt gegenüber der subjektiven Religiosität [und Kultur] von Kindern und Jugendlichen aufbringt, einen offenen und kritischen Blick hat für die öffentlichen Phänomene von Religionen [und Kulturen] und die bereit ist, diese subjektive wie objektive religiöse [und kulturelle] Dimension im Erziehungsgeschehen zu kultivieren.« (Lechner 2014, 60)

2. Kultur- und religionssensible Kompetenzen der Lehrkräfte

  • Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung gegenüber „Kultur“ und „Religion“
  • Anerkennung der kulturellen und religiösen Vielfalt der Schüler*innen
  • Wahrnehmung der individuellen kulturellen und religiösen Hintergründe der Schüler*innen (und Familien)
  • Entwicklung einer kultur- und religionssensiblen Handlungskompetenz:
    - keine universellen „interkulturellen/-religiösen“ Lösungen
    - kommunikativer Prozess des Aushandelns
    - Vereinbarung gemeinsamer „prozessualer Werte“
    - Fragen zulassen vor Antworten geben
    - Kinder, Jugendliche, Eltern, Lehrkräfte, (religiöse) Institutionen einbeziehen

 

3. Kultur- und religionssensible Bildung in der Schule

3.1 Im Fachunterricht/in fächerübergreifenden Projekten

  • sprachliche und thematische Aufbereitung des Unterrichts, sodass er alle SuS erreicht
  • multiperspektivischer Unterricht → Betrachtung des Unterrichtsgegenstandes aus verschiedenen Perspektiven
  • Projekttage/-wochen zu kulturellen/religiösen Themen (→ Arbeitsstelle für kultur- und religionssensible Bildung (KuRs.B))

3.2 Im Schulleben/kulturelle und religiöse Öffnung der Schule

  • Abbildung der kulturellen und sprachlichen Vielfalt der Schülerschaft in den Schulräumen und in der Öffentlichkeitsarbeit
  • Thematisierung der Feste aller SuS bzw. der „Weltreligionen" im Schulleben
  • Kooperation mit kulturellen und religiösen Institutionen; internationale Schulkontakte und deren inhaltliche Vorbereitung etc.
  • Leitbild, das Vielfalt wertschätzt

 

4. Recht & Religion in der Schule

Trias für Lösungen von Konflikten mit religiösen Werten/Geboten:

  • Ausgleich von evtl. kollidierenden Verfassungsrechten (praktische Konkordanz)
  • Wahrung des „Schulfriedens“ (ordnungsgemäßer Unterrichtsablauf)
  • Evtl. Ausnahmeregelungen und Dispense in Heiligen (Rechts)Texten (z.B. Koran)

 

Literatur

  • Christa Dommel, Religion. Diskriminierungshintergrund oder kulturelle Ressource für Kinder, in: Petra Wagner (Hrsg.), Handbuch Inklusion. Grundlagen vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung, Freiburg u.a. 2013, 186-197.
  • Martin Lechner, Religionssensible Erziehung. Eine passende Antwort auf die "neue religiöse Situation" und eine angemessene Aufgabe für (katholische) Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfe, in: Martin Lechner u.a. (Hg.): Religionssensible Erziehung in der Jugendhilfe. Benachteiligte Kinder und Jugendliche in ihrer religiösen Entwicklung fördern, Freiburg im Breisgau 2014.
  • Sibylle Reinhardt, Politik-Didaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II, Berlin 2018, 21-25.
  • Klaus Spenlen, Sondieren, abwägen, handeln. Schule und Islam – wie sich 90 Alltagskonflikte lösen lassen, Dortmund 2019.