Bunte Buchstaben

Medien, Sprache und Bilder

Anregungen für einen kultur- und religionssensiblen Umgang 
Bunte Buchstaben
Foto: Pixabey, CC0

Wir möchten Medien, Sprache und Bilder kritisch reflektieren und untersuchen, ob sie möglicherweise diskriminierende und ausgrenzende Auswirkungen haben. Obwohl wir uns dessen nicht bewusst sind, beeinflussen sie unser Denken und Handeln. Dies ist auch pädagogisch relevant, da sie auch bei der Identitätsentwicklung von Kindern eine Rolle spielen. Unser Ziel ist es, kultur- und religionssensibel mit Medien, Sprache und Bildern umzugehen und diese Erkenntnisse und Haltung in unserer eigenen pädagogischen Arbeit sowie in der Teamarbeit zu nutzen.

1 Medien: Es geht nicht nur um Informationen...

https://www.youtube.com/watch?v=bp3I3hyZwuwExterner Link

Frage: Was vermittelt das Video? Welche Eindrücke erweckt es in Euch? Welche Rolle spielt dabei z.B. die Hintergrundmusik?

Nicht nur die Inhalte, sondern auch verschiedene Faktoren wie Musik, Atmosphäre und Farben können eine Rolle dabei spielen, bestimmte Eindrücke oder Emotionen zu erzeugen.

2. Framing: Was versteckt dahinter?

„Flüchtlingswelle“, „Flüchtlingsstrom“, „Asyltourismus“
„Hart-IV-Empfänger sind bei der Arbeitssuche zu wählerisch.“

Frage: Welche Assoziationen lösen folgende Ausdrücke in Euch aus?

Sprache beeinflusst unser Denken und Handeln, jedoch nicht immer bewusst. Durch bestimmte Begriffe und Ausdrucksweisen entstehen in unserem Denken Frames, die unsere Sichtweise und Interpretationen beeinflussen. Sprache vermittelt nicht nur explizite Informationen, sondern auch Konnotationen, Emotionen und Haltungen.

Im Zusammenhang mit Migration treten häufig folgende Deutungsmuster auf, die kritisch hinterfragt werden müssen:

  • ‚Moralfalle‘: Anschließend an die Vermeidung der Pädagogik von oben schnappt diese Falle zu, sobald der moralische Zeigefinger erhoben wird und die Standpunkte der Teilnehmer*innen zugunsten eines Appells an die Solidarität vernachlässigt werden.
  • ‚Delegationsfalle‘: Die eigene Involviertheit in rassistische Verhältnisse wird von weißen, deutschen Multiplikator*innen verneint und die eigene Mitverantwortung abgestritten oder abgewälzt.
  • ‚Nützlichkeitsfalle‘: Die ökonomische Verwertbarkeit von Migrant*innen wird hierbei in
    den Vordergrund gestellt.
  • ‚Opferfalle‘: Durch eine paternalistische Haltung findet die Perspektive von Migrant*innen keine Beachtung und drängt diese in eine passive Rolle als Betroffene und Opfer von Rassismus.
  • ‚Rassismus-über-alles-Falle‘: Andere wirkmächtige Ausgrenzungsmechanismen wie z. B. Klasse, Geschlecht oder sexuelle Orientierung etc. werden ausgeblendet.
  • ‚Gleichsetzungsfalle‘: Diese tritt auf, wenn Rassismus im Vergleich zu anderen Diskriminierungskategorien relativiert wird und dessen gesellschaftliche Wechselwirkung und Wirkmächtigkeit nicht berücksichtigt wird.
  • ‚Exotisierungsfalle‘: Hierbei wird das Hauptaugenmerk auf das vermeintlich ‚Fremde‘ und die ‚kulturellen Differenzen‘ gelegt und bewegt sich ganz im Sinne der rassistischen Differenzkonstruktionen
    (Quelle: Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V.: Bildungsbausteine gegenantimuslimischen Rassismus, online:
    https://bausteine-antimuslimischer-rassismus.de/rassismuskritischer-ansatz/)Externer Link

Fragen zur Reflexion:
- Was ist daran problematisch?
- Seid Ihr selbst bereits auf ein ähnliches Deutungsmuster getroffen? Wenn ja, wie habt Ihr darauf reagiert?

Frau mit dem Kopftuch

Foto: Diakonisches Werk Baden (Diakonisches Werk Baden)

3. Bilder: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“

Was fällt beim Bild auf? Entspricht das Bild der Vielfalt menschlichen Lebens? Oder
reproduziert es eher eine bestimmtes Stereotyp?

(Bildquelle: Diakonisches Werk Baden: Alles klar? Bilder, Sprache und Symbole. So geht kultursensible Kommunikation!, Karlsruhe 2020, S. 20.)

Beim Umgang mit Bildern ist es bedeutsam, sie darauf hin zu befragen, ob sie Menschen aus verschiedenen Gruppen in ihren vielfältigen Zugehörigkeiten, Lebenswelten und Merkmalen zeigen oder bestimmte Stereotype reproduzieren

 

4. Sprache: „Sprache schafft Wirklichkeit“

Reflexion über rassistischen und diskriminierenden Sprachgebrauch

ADB Köln/Öffentlichkeit gegen Gewalt e.v. (Hrsg.): Sprache schafft Wirklichkeit, Köln 2013, online:
https://www.uni-hamburg.de/gleichstellung/download/antirassistische-sprache.pdfExterner Link

Überlegt, inwiefern folgende Begriffe oder Aussagen kritisch hinterfragt werden müssen.
Trefft Ihr auf solche Begriffe in Eurer pädagogischen Arbeit?

  • „Ausländer mit deutschem Pass“
  • „Asylant“
  • „Einheimischer“ (als Bezeichnung für Deutsche ohne Migrationshintergrund)
  • „Illegaler“
  • „Radikaler Islam“

5. Bausteine für kultur- und religionssensible Sprache

Prämisse

  • Kultur- und religionssensible Sprache ist keine Form von Zensur.
  • Das Ziel ist vielmehr, sich zu reflektieren und zu verstehen, dass bestimmte Worte und Redeweisen ausgrenzende Wirkungen haben können.
  • Kultur- und religionssensible Sprache bedeutet, sich bewusst für einen achtsamen Umgang mit Sprache zu entscheiden.

Fragen an mich selbst zum Thema kultur- und religionssensible Sprache

  • Versuche ich Stereotypisierungen und Klischees beim Sprechen zu vermeiden?
  • Achte ich auf einen reflektierten Umgang mit Sprache im Team?
  • Habe ich reflektiert, wie meine eigene Perspektive beeinflusst, wie ich spreche?
  • Welche Werte, Normen und Botschaften möchte ich vermitteln und wen möchte ich damit ansprechen?
  • Habe ich mich gefragt, wie Äußerungen bei möglicherweise betroffenen Personengruppen ankommen?
  • Verwende ich Merkmale wie Geschlecht, Alter, Behinderung, sexuelle Orientierung, phänotypische Merkmale nur dann, wenn sie relevant sind?
  • Versuche ich so zu kommunizieren, dass es alle gut verstehen können?

6. Fallbeispiele auf verschiedenen Ebenen

Ebene I: Pädagogisches Handeln mit Kindern:
Im Morgenkreis: Sie erleben im Morgenkreis, dass sich ein fünfjähriges Kind weigert, ein anderes Kind im Kreis anzufassen. Das Kind »begründet« dies mit der Aussage: »Ich mag keine Asylantenkinder«. 
(Quelle: Amadeu Antonio Stiftung: Ungleichwertigkeit und frühkindliche Pädagogik, Hannover 2018, S. 10, online: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-content/uploads/2018/12/kita_internet_2018.pdfExterner Link.)

Ebene II: Elternarbeit:

Auf der Elternversammlung: Auf der Elternversammlung wird angekündigt, dass im nächsten Quartal geflüchtete Kinder aufgenommen werden. Eine Mutter macht sich Sorgen um die Qualität der Bildung für ihre Tochter, »man wisse ja, wie sehr das Niveau sinke in diesen Multi-Kulti-Einrichtungen, nicht zuletzt aufgrund der Sprachprobleme«. Am Ende der Sitzung gibt sie eine Liste herum, auf der Unterschriften gegen die Aufnahme von geflüchteten Kindern gesammelt werden. (ebd., S. 18).